Samstag, 29. Juli 2017

Global #9: Bulgarien - auf abgelegenen Straßen durch Natur pur

Nach dem zermürbenden Verkehr in und um Bukarest finde ich nun in Bulgarien das sehr willkommene Gegenteil. Die Straßen sind viel weniger befahren  und zudem bin ich häufig auf kleineren Nebenstraßen unterwegs. Kurz vor der Stadt Russe überquere ich die imposante Donau und möchte zunächst Geld mit meiner Visa-Karte abheben. Aus unerklärlichen Gründen habe ich aber wie  zuvor in Ungarn wieder einmal Probleme und mehrere Bankautomaten verweigern meine Abhebung. Zudem ist es bereits recht spät und so verliere ich langsam die Geduld. Zum Glück finde ich letztendlich noch eine Wechselstube und tausche schnell 20 Euro um.

Über kleine Ortschaften wie Dve Mogili und Borowo geht es am nächsten Morgen weiter südwärts. Es ist am Vormittag zur Abwechslung recht kühl und wolkig, was mir eine willkommene Abwechslung ist.

Die Dörfer und Städte wirken fast vergessen und vielerorts verfällt zunehmend die Substanz der Häuser sowie der restlichen Infrastruktur. Die meisten Menschen wirken dennoch optimistisch und sind meist freundlich und hin und wieder komme ich mit dem ein oder anderen in ein kurzes Gespräch, wobei es natürlich aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse immer wieder Missverständnisse gibt ;)

Kurz vor der Stadt Elena radel ich durch den unscheinbaren Ort Zlataritsa. Mitten im Zentrum finde ich ein ausgeschlachtetes Mig Kampfflugzeug und bin leicht verwundert wie es wohl hierher kam. Es handelt sich nicht um ein Schaudenkmal und dementsprechend ist auch der Zustand schlecht, sodass eigentlich nur noch der Flugzeugrumpf vorhanden ist.

Als nächstes geht es dann noch über das Balkangebirge weiter Richtung Süden. Auf ca. 1.145m Höhe kreuze ich hier den Fernwanderweg E3, welcher mir vor allem aus dem Erzgebirge geläufig ist. Für die meisten ist er vielleicht eher bekannt als Bestandteil des Jakobsweges.

Momentan befinde ich mich in Nowa Zagora und werde heute noch weiter bis kurz vor  die Bulgarische/ Türkische Grenze nahe der Stadt Edirne fahren.

Farbenfroher Zugverkehr in Bulgarien 

Landschaft nördlich des Balkangebirges 

Cockpit der russischen Mig

Bis auf den Flugzeugrahmen ist nicht mehr viel erhalten geblieben 

Balkangebirge mit Blick auf die Stadt Twardiza 

Stadt Twardiza im Hintergrund 

Mittwoch, 26. Juli 2017

Global #8: Bukarest - Klein-Paris in Osteuropa

Bukarest ist für viele ein grauer Fleck auf der Landkarte, doch hat es unzählige Sehenswürdigkeiten zu bieten und besticht zudem durch Einflüsse aus dem einstigen Osmanischen Reich sowie verschiedener westlicher Stilelemente, welche der rumänischen Hauptstadt auch den liebevollen Namen Klein-Paris verdankt. Das bauliche Stadtbild ist geprägt von verschiedenen Baustilen wie z.B. Bauhausstil, Brancoveanustil oder Jugendstil aber auch durch den sog. pompösen Zuckerbäckerstil, welcher durch den letzten Diktator Ceausesco das Stadtbild nachhaltig prägte. Hierdurch wurden jedoch große Teile der historischen Altstadt zerstört. Der Größenwahn der damaligen Zeit wird vor allem durch den gigantischen Parlamentspalast widergespiegelt, welcher gemessen an der Nutzfläche zu den größten Gebäuden der Welt gehört.

Neben dem Parlamentspalast habe ich auch noch den Platz der Revolution besucht, wo viele bedeutsame Veränderungen ihren Ursprung haben und auch der Sturz des Diktators Ceausesco 1989 seinen Anfang nahm.

Die gesellschaftlichen Unterschiede sind wie im Rest Rumäniens gravierend. Während einige wenige einen beachtlichen Wohlstand vorweisen können,  lebt der Großteil in weit bescheideneren Verhältnissen. Mittlerweile zur weltweiten Bekanntheit sind auch die sog. Kanalmenschen geworden, welche von der Gesellschaft ausgestoßen ihr Dasein im weit verzweigten Abwassersystem unter der Stadt fristen. Einer dieser Eingänge befindet sich recht unscheinbar direkt vor dem Bahnhof Gara de Nord. Es wird geschätzt, das unter der Oberfläche Bukarests mittlerweile mehrere hundert Menschen leben.

Fahrradfreundlich ist Bukarest übrigens nur bedingt. Radwege sind selten vorhanden und der Verkehr ist dermaßen dicht, dass man selbst mit dem Fahrrad nur langsam vorwärts kommt und zudem von den Autofahrern wenig beachtet wird. Für mich geht es dann morgen wieder südwärts Richtung Bulgarien, sodass ich nächste Woche bereits in Istanbul ankommen werde.

Typische graue Fassaden im Bukarester Stadtbild

Drogen gibt es auch in Rumänien nicht legal ;)

Der Triumpfbogen nach dem Pariser Vorbild 

Der Platz der Revolution

Parlamentspalast 

Historische Kirchen finden sich überall im modernen Stadtbild 

Grünanlagen in der Innenstadt werden zunehmend durch Neubauten verdrängt 

Bahnhofsplatz Gara de Nord: der Gullideckel rechts unten im Bild ist Zugang zur Bukarester Unterwelt

Dienstag, 25. Juli 2017

Global #7: Siebenbürgen, Karpaten und Walachei

Obwohl ich die ungarische Puszta langsam hinter mir lasse, bleibt es weiter sonnig und heiß. In Siebenbürgen kommen zudem noch mehrere kleinere Steigungen, die es zu bewältigen gilt. Dennoch kann ich mich an der schönen abwechslungsreichen Landschaft und den vielen kleinen traditionellen rumänischen Ortschaften erfreuen. Zu schaffen machen mir aber die spürbar noch schlechteren Straßen und teils führt meine Route über unwegsame Feldwege.

In Mühlbach angekommen bereite ich mich auf den bisher anspruchsvollsten Abschnitt der Tour vor. Die folgenden zwei Tage geht es südwärts über die Karpaten entlang der Transalpina, wobei ich über auf über 2.000 Meter radeln muss. Während es am Abend des ersten Tages noch gewittert, habe ich dann am folgenden Tag bestes Wetter und genieße die Fernsichten über die Karpaten.

Südlich der Karpaten mache ich in Novice Mittagsrast und fahre dann weiter Richtung Ramnicue Valcea. Die Route verläuft dann weiter über Pitesti und am 25.07.2017 erreiche ich die Hauptstadt Bukarest.


Weite Landschaften in Transilvanien 

Ortschaft in Transsilvanien 

Die Wege sind des Öfteren sehr schlecht 

Langos ist auch in Rumänien beliebt 

Auf der Transalpina trifft man häufig Radreisende 

Unzählige Serpentinen auf der Transalpina 

Immer wieder muss ich Schieben statt Radeln

Markt in Novaci 

Ein Wald als Kunstobjekt

Mittwoch, 19. Juli 2017

Global #6: Stadtbesichtigung in Budapest und Schwitzen in der Puszta

Nach einer kleinen Kneipentour durch Budapest unternehme ich mit Jean am nächsten Morgen noch eine kleine Rundfahrt durch die Hauptstadt Ungarns. Zunächst gelangen wir an die Donau und radeln vom Marktplatz südwärts und dann wieder zurück an der Fischerbastion und dem Parlament vorbei.

Noch vom Vorabend einen dezenten Kater verspürend gönnen wir uns Mittags noch eine kühle Limonade in einer schattigen Nebenstraße. Dann verabschiede ich mich von Jean, welcher weiter nach Sophia radeln möchte und später mit der Fähre über das Schwarze Meer nach Georgien gelangen möchte.

Für mich geht es nun erstmal durch den dichten Budapester Stadtverkehr ostwärts und erst am späten Nachmittag lasse ich die Stadt weit hinter mir. In den folgenden Tagen geht es dann durch eine immer heißer werdende Puszta Richtung Osten und vorbei am Theiß-See. Auf den teils sehr schlechten Straßen fahre ich mir meinen ersten Materialschaden - drei Risse in der Mantelflanke - ein. Den Fahrradmantel kann ich jedoch schnell mit Sekundenkleber und Gummiresten reparieren und bis Istanbul sollte ich es damit locker schaffen.

Parlament in Budapest 

Landwirtschaft in der Puszta 

Erster Materialschäden - drei Risse  in der Mantelflanke 

Abends sind unzählige Stechmücken unterwegs 

Ortschaft Okany 

Sonntag, 16. Juli 2017

Global #5: Auf dem Donauradweg über Bratislava bis Budapest

Wieder alleine auf Tour zu sein ist zunächst ein ungewohnter Zustand. Bis zur slowakischen Grenze sind es noch fast 50 Kilometer und Mittags erreiche ich die Stadt Hodonin, wo ich noch meine letzten tschechischen Kronen ausgeben kann, ehe es in die Slowakei geht. An der Morava, einem Nebenfluss der Donau beende ich dann den Tag nur wenige Kilometer vor Bratislava.

Da ich bereits 2013 in Bratislava war nehme ich mir am folgenden Morgen nur ein paar wenige Stunden zur Stadtbesichtigung und schaue mir lediglich die Burg an und verlasse dann die slowakische Hauptstadt dem Donauradweg folgend. Zu meinem Vorteil habe ich starken Rückenwind und fahre mit rasantem Tempo bis Komarno, wo ich dann zur ungarischen Seite wechsel und mir einen Zeltplatz direkt am Donauufer suche.

Am nächsten Morgen treffe ich zufällig auf den belgischen Radreisenden Jean, welcher bereits im März gestartet ist und ebenfalls auf Weltreise ist. Wir haben uns viel zu erzählen, verstehen uns gut und radeln zusammen bis nach Budapest, wo wir am späten Abend im Hostel Maria ankommen. Obwohl wir beide ziemlich Ko vom Radfahren sind starten wir nochmal ins Budapester Nachtleben um auch mal abseits von Straßen und Radwegen das Land zu erleben.

Morava- Nebenfluss der Donau 


Bratislava mit Blick zur Burg 

Sonnenuntergang an der Donau 

Langzeitradler Jean aus Belgien 

Stadt Esztergom 

Mit der Fähre wechseln wir die Donauseite

Global #4: Fahrt durch Mähren und Abschied von Nico in Brünn

Nach der längeren Auszeit in Prag sind wir beide optimistisch, dass wir  die Tour gemeinsam fortsetzen können. Zunächst kommen wir auch gut vorwärts und machen regelmäßig Pausen, damit Nico's Achillessehne keinen zusätzlichen Schaden nimmt. Durch abgelegene Landstriche radeln wir bis Brünn und nehmen uns ein paar Stunden Zeit für eine kleine Stadtbesichtigung.

Am Abend teilt mir Nico mit, dass er wieder verstärkt Schmerzen mit der Achillessehne hat und die Reise vorerst nicht fortsetzen kann. Die Stimmung ist für uns beide somit auf einem Tiefpunkt angelangt und wir grübeln den ganzen Abend wie wir weiter machen wollen. Ich schlage zunächst vor, dass Nico von Brünn aus mit der Bahn bis Bukarest reisen kann und wir uns dort in gut zwei Wochen wieder treffen.
Am folgenden Morgen verabschieden wir uns nach dem Frühstück und während Nico zurück nach Brünn radelt geht es für mich weiter Richtung Slowakei.

Mittlerweile steht fest, dass Nico mehr Zeit benötigt um seine Verletzung auszukurieren und er zurück nach Berlin fährt. Wir werden uns dann später voraussichtlich in Istanbul oder Teheran wieder treffen.

Beim Aufbruch in Prag regnet es morgens noch

Unweit der Stadt Malesov 


Solche Mini-Bibliotheken finden wir des Öfteren 

Blick auf die St. Peter und Paul Kathedrale in Brünn 

Abschied von Nico kurz hinter Brünn 

Montag, 10. Juli 2017

Global #3: Besuch beim Prager Gemeinschaftsgarten Prazelenina

In den letzten Jahren erfreut sich das städtische Gärtnern immer größerer Beliebtheit. Auch ich war Mitglied in einem gemeinschaftlichen Gartenprojekt in Leipzig - dem Stadtgarten H17. Im Unterschied zum klassischen Schrebergarten befinden sich die meisten Stadtgärten direkt im Wohnviertel und werden von mehreren Personen kollektiv bewirtschaftet, sodass Aufgaben und Verantwortungen besser verteilt werden können. Zudem haben sich viele Gartenkommunen noch zusätzlichen Projekten verschrieben und nehmen Öffentlichkeitsarbeit wahr. Dies können z.B. Gartenführungen für Schulklassen oder diverse Workshops zu Baumverschnitt etc. sein.

Unweit von unserem Hostel in Prag haben wir auch einen Gemeinschaftsgarten entdeckt. Den Prazelenina im Stadtteil Holesovice gibt es bereits seit 2012. Vor kurzem musste er aber aus dem Zentrumsviertel wegziehen. Die neue Lage, nur wenige Meter von der Moldau entfernt, ist dafür aber ideal und angenehm ruhig. Auf dem Gelände befinden sich neben etlichen Beeten, Bäumen und Sträuchern zwei Bauwägen, mehrere Sitzgelegenheiten, Toiletten, Fahrradständer und vieles mehr.

Mehr Infos unter der Webseite:

www.prazelenina.cz

Ehemaliges Grundstück in der Straße Komunardu 

Aus einem hässlichen Zaun wurde ein Kunstwerk

Neues Grundstück am Ufer der Moldau (Straße Varhulikove)

Banner Gemeinschaftsgarten Prazelenina

Links die Bauwägen, hinten gemütliche Sitzgelegenheiten und rechts die Beete 
Gemütliches Barfeeling 

Tomaten, Salat, Zucchini und vieles mehr 

Zweifelsfrei ein gut besuchter Spot und Geheimtipp 

Sonntag, 9. Juli 2017

Global #2: Unplanmäßiger Zwischenstopp in Prag

Ursprünglich wollten wir in der  tschechischen Hauptstadt nur ein bis zwei Tage verweilen. Nico hat jedoch bereits auf dem Weg nach Prag Beschwerden mit der Achillessehne bekommen, sodass wir uns entschlossen haben einige Tage auszusetzen und die Reise erst Dienstag kommende Woche fortzusetzen.

Um Geld zu sparen und nicht gleich zu Beginn die Reisekasse unnötig zu belasten, wählen wir ein bescheidenes und günstiges Hostel im Stadtteil Holesovice. Die Zimmer und Umgebung sind jedoch so schäbig, dass wir nach nach kurzem Aufenthalt nochmal in ein anderes Hostel umziehen.

Ich nutze die Zeit in der tschechischen Hauptstadt für eine ausgiebige Stadtbesichtigung und erkunde die Burg Vysehrad,  besichtige den Friedensplatz mit der Kirche St. Ludmilla, gönne mir ein kühles dunkles Bier im U Fleku und schlendere durch die Prager Altstadt.

Da ich nun genügend Zeit habe entschließe ich mich auch noch entlang der Moldau und Berounka bis zur Burg Karlstein zu radeln. Die Festung wurde im 14. Jahrhundert durch Kaiser Karl IV. erbaut, diente einst als Aufbewahrungsort für die kaiserlichen Schätze und Kronjuwelen und ist heute die meistbesuchte Burganlage Tschechiens. 


Kirche St. Ludmilla auf dem Friedensplatz 

Blick von der Burg Vysehrad auf die Moldau

Gasthaus U Fleku

Prager Fernsehturm

Burg Karlstein