Donnerstag, 31. August 2017

Global #21: Irans Norden // Attacke vom Motorrad

Nach der Stadt Tabriz geht es für uns wieder stetig bergauf bis auf gut 2.000 Höhenmeter. Die offene Landschaft und die Hitze machen uns besonders in den Nachmittagstunden zu schaffen und so sind wir froh, dass wir die folgenden Tage öfters durch grüne Täler radeln. Bei jeder Gelegenheit legen wir kleinere Pausen ein und gönnen uns abwechselnd Wassermelonen, Honigmelonen und kühles alkoholfreies Radler.

Die Gastfreundschaft der Iraner erfahren wir täglich und bekommen regelmäßig Obst, Gemüse oder Süßigkeiten geschenkt. Bei solchen Gelegenheiten kommen wir schnell mit den Einheimischen ins Gespräch und erzählen ein wenig von unserer Reise.

Neben solchen erfreulichen Begegnungen haben wir auch ein paar Unannehmlichkeiten erleben müssen. So machten wir z.B. einige Kilometer vor der Stadt Tanjan in einem Restaurant Rast und  wurden dabei vom Inhaber in ein Gespräch verwickelt. Er erzählte uns, dass er aus Syrien geflüchtet ist und dort früher bei der Polizei arbeitete. Mitten beim Essen hat er uns dann mit einem fröhlichen Lächeln von seinen Kriegsverbrechen und Morden erzählt.

Am Nachmittag wird es immer heißer und zudem radeln wir auf einer offenen staubigen Straße. Während Nico hinter mir fährt werden wir von drei! Jugendlichen auf einem! Motorrad überholt. Auf einmal bekomme ich von einem der Jungs einen Stoß in die Seite und habe Mühe mein Fahrrad ohne Sturz zum Halten zu bringen. Sofort bin ich auf 180 Puls und schreie den lachenden Arschlöchern noch wütend hinterher. Zum Glück war ich recht langsam unterwegs und der Seitenstreifen ausreichend breit, sonst wäre ich garantiert gestürzt.

Am heutigen Tag haben wir eine längere Mittagspause in der Stadt Tanjan eingelegt und an unsere Mützen einen Nackenschutz gegen die Sonne genäht. Abends fanden wir dann einen schattigen Zeltplatz inmitten von Weinreben und Obstbäumen. Als die umliegenden Bauern auf uns aufmerksam wurden haben wir nochmals reichlich Weintrauben,  Tomaten, und Gurken als Gastgeschenk erhalten und wurden sogar von einem nach Hause eingeladen,  was wir aber aus zeitlichen Gründen höflich ablehnten.

Zeltplatz in einem ausgetrockneten Flussbett 

Die alte zerstörte Brücke ist ein toller Blickfang in diesem Tal

Noch 400km bis Teheran 

Saftige Wassermelonen verspeisen wir jeden Tag (ca. 50 Cent das Stück) 

Moscheen sind im Iran meist aufwendig verziert 

Solche Spendenboxen finden sich an jeder Straßenecke 

Der Iraner Hahmed gesellt sich abends spontan zu uns 

Sonntag, 27. August 2017

Global #20: Willkommen im Iran

Bevor wir unsere Reise durch den Iran starten können brauchen wir erstmal Geld. An den üblichen Geldautomaten können wir nicht mit Visa abheben, sodass wir in der nächsten Wechselstube erstmal Bargeld tauschen müssen. Danach geht es dann weiter durch die Grenzstadt Bazargan. Sofort fallen wir mit unseren schwer bepackten Fahrrädern auf und werden häufig gegrüßt und  angesprochen. Touristen sind auch hier eher selten, aber gern gesehene Gäste.

In der folgenden Stadt Maku suchen wir zunächst ein Restaurant und entscheiden uns dann für einen der vielen Grills, wo es Hackfleischspieße, Geflügel, gegrillte Tomaten und kühle Getränke gibt. Im Minimarkt nebenan entdecken wir anschließend sogar noch alkoholfreies Bier, welches im Iran überaus beliebt zu sein scheint. Am Abend versuchen wir dann versteckt auf einer Apfelplantage zu zelten, werden aber schnell von zwei Kindern entdeckt. Mit Gummibärchen gelingt es uns jedoch sie zu bestechen, sodass wir ungestört zelten dürfen.

Die nächsten zwei Tage machen wir trotz großer Hitze nochmal ordentlich Strecke und erreichen am Nachmittag des 27. August die Stadt Tabriz, wo wir ein Hotelzimmer buchen und erstmal abschalten.

Blick auf die Stadt Bazargan 

Hauptverkehrsstraße von Maku 

Die iranischen Kinder sind an unserer Ausrüstung sehr interessiert 

Pause am Straßenrand bei sengender Hitze 

Shisha rauchen ist auch im Iran beliebt 

Die Welt ist greifbar nah

Iranisches Essen sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch prima 

Auf den Straßen sind solche Oldtimer Lkw's keine Ausnahme 

Einkaufszentrum in der Stadt Tabriz 

Global #19: Ostanatolien und Ankunft an der iranischen Grenze

Nach fünf Wochen alleiniger Fahrt durch Europa und die Türkei setze ich Ende August meine Reise mit Nico fort. Am Morgen des 22. August verlassen wir die Stadt Erzurum und folgen der Route über Pasinler und Agri. Da im Osten der Türkei überwiegend Kurden leben ist hier auch die polizeiliche Präsenz sehr ausgeprägt. In jeder Stadt gibt es Kontrollpunkte und die Einsatzfahrzeuge sind wegen möglicher Anschläge schwer gepanzert. Das Szenario gleicht einem Krisengebiet von dem wir persönlich aber zum Glück nichts mitbekommen.

Stattdessen werden wir auf unseren letzten 300km bis zur Grenze noch mehrmals freundlich zum Essen und Tee eingeladen und in den Städten ergibt sich jedesmal ein oder mehrere Gespräche mit den Menschen. Da Touristen hier eher selten sind,  sind vor allem die Kinder manchmal etwas sehr neugierig und aufdringlich,  sodass wir mehrmals regelrecht die Flucht ergreifen müssen :)

Ein besonderer Höhepunkt ist der Berg Ararat, welcher mit 5.137m die höchste Erhebung der Türkei ist. Der Vulkan ragt imposant aus der Landschaft und beeindruckt mit seiner Gletscherspitze. Da rund um den Ararat eine Sperrzone eingerichtet ist, campen wir abends in großzügigen Abstand ein paar Kilometer südlich.

Am nächsten Morgen geht es dann die letzten 30km bis zur iranischen Grenze. Der türkische Checkpoint für Fußgänger ist für uns nicht ganz leicht zu finden, da dieser sich in einer unscheinbaren Halle versteckt. Und auch die iranischen Grenzbeamten sind mit uns Radreisenden ein wenig überfordert. Letztendlich hat sich aber alles schnell geklärt und noch vor der Mittagsstunde haben wir die Einreise geschafft.

Stadtzentrum von Panisler

Getrockneter Viehdung wird zum Heizen und Kochen verwendet 

Tal in Ostanatolien 

Der Berg Ararat im Hintergrund 

Selbstporträt in der Mittagssonne 

Einladung zu Börek und Tee am Straßenrand 

Lkw-Schlange vor der türkisch-iranischen Grenze 

Montag, 21. August 2017

Global #18: Der Alltag in Erzurum und Wiedertreffen mit Nico

Im Vorfeld habe ich viel negatives über Erzurum gelesen. Die grundlegende Tenor war stets gleich - die Stadt hat nicht viel zu bieten und es gibt nur wenige Sehenswürdigkeiten.

Dem muss ich widersprechen. Abseits des Massentourismus, wie sonst in Istanbul, Izmir oder Antalya, hat man hier die Möglichkeit den unverfälschten türkischen Alltag zu erleben. In den verwinkelten unzähligen Straßen und Gassen kann man stundenlang bummeln und erlebt zu jeder Tageszeit etwas Neues. Während am Vormittag noch alles leer und verlassen wirkt erwacht die Stadt mittags langsam und wird mit jeder Stunde lebhafter. An jeder Ecke tummeln sich Händler und Straßenverkäufer und die Teestuben entwickeln sich schnell zum beliebten Treffpunkt für jung und alt. Besonders beliebt sind auch Brettspiele jeder Art und so wird jede freie Minute genutzt um mit Freunden eine Runde zu spielen.

Fußball ist übrigens auch in der Türkei Volkssport Nummer eins und in Bars oder beim Kebap werden nicht nur die türkischen Spiele, sondern auch deutsche Turniere im TV verfolgt. In den Nebenstraßen erfreuen sich auch die Kinder am Fußballspiel und so verwandelt sich die Straße kurzerhand in ein emotionsgeladenes Fußballfeld.

Am späten Nachmittag des 20. August ist Nico wie geplant in Erzurum angekommen und nach einem weiteren Ruhetag werden wir unsere Radreise endlich wieder gemeinsam fortsetzen. Bis zur iranischen Grenze sind es nur noch gut 300km, sodass wir die Türkei bald verlassen werden.

Pferdegespanne sind im Stadtzentrum eher die Ausnahme 

In den ruhigen Nebenstraßen trifft man sich abends zum Tee

Die ursprüngliche Altstadt wurde 1939 durch ein schweres Erdbeben zerstört, sodass historische Häuser schwer zu finden sind 

Das Zentrum der Stadt 

Vor der Yakutiye Medresesi 

In den Abendstunden besuchen Nico und ich die Burg 

Einkaufsstraße in der Innenstadt 

Das Angebot ist wie hier überaus verlockend 


Sonntag, 20. August 2017

Global #17: Kultur und Stadtbesichtigung in Erzurum

Erzurum hat zwar keine herausragenden Sehenswürdigkeiten zu bieten, ist aber dennoch einen Besuch wert. Am Sonntagmorgen schlendere ich nach den Frühstück zunächst durch die Nebenstraßen und besuche anschließend die 1310 n. Chr. errichtete Yakutiye Medresesi. Kurz erklärt ist eine Medresesi eine Mischung aus Universität und Moschee und diente früher in den Städten als kulturelles und religiöses Zentrum.

Im Anschluss besuche ich die gegenüberliegende Lalapasa Camii Moschee und folge dann der Cumhuriyet Cadessi Straße vorbei an der Stadtburg zur Cifte Minareli Medrese und den dahinterliegenden Gräbern. Direkt neben den Grabstätten werde ich auf ein historisches Haus aufmerksam, welches den ursprünglichen osmanischen Baustil verkörpert und heute eine Dauerausstellung bezüglich der damaligen häuslichen Lebensumstände enthält.

Yakutiye Medresesi 

Gewölbe der Yakutiye Medresesi 

Lalapasa Camii Moschee 

Die Decken der Lalapasa Camii Moschee sind reichlich verziert 

Burganlage der Stadt Erzurum 

Cifte Minareli Medrese mit den markanten Zwillings-Minaretten 

Die historischen Grabstätten 

Das Haus spiegelt den ursprünglichen osmanischen Baustil wider

Die Inneneinrichtung vermittelt eine gute Vorstellung der damaligen Lebensverhältnisse 

Leider nur noch zur Dekoration ;)

Global #16: Outtakes - Kuriositäten und Fehltritte in der Türkei

Ich bin nun seit über drei Wochen in der Türkei und habe einige Kuriositäten gesehen,  welche mich zwangsläufig zum Schmunzeln brachten. Darüber hinaus wurde ich aber auch noch Opfer einer miesen Touristen-Abzocke in Istanbul. Nachfolgend ein paar Ausschnitte fernab der üblichen Berichtserstattung :)




1) Motorfahrzeuge der Marke Eigenbau finden sich vielerorts. Meist hört man sie schon aus 3 Kilometern Entfernung. 


2) In Istanbul wurde ich abends von einem Passanten in eine Bar gelockt und musste unter erpresserischen Druck 300Tl (75€) für ein Bier, einen Drink und ein paar vertrocknete Erdnüsse bezahlen. Am folgenden Morgen wurde ich im Hostel auf diese Info aufmerksam... 


3) Auch die Istanbuler Polizei ist elektrisch unterwegs.


4) Im Istanbuler Stadtteil Galata gibt es auffällig viele Katzen,  welche von den Straßenhändlern durchgefüttert werden und natürlich auch die Touristen erfreuen. Hier der Kater aus meinem Hostel.


5) Moscheen gibt es in jedem noch so kleinen Dorf. Aber eine Moschee mit Supermarkt ist selbst in der Türkei kurios. 


6) Auf einer der vielen Baustellen wurde ich auf diesen unermüdlichen Arbeiter aufmerksam,  welcher pausenlos den Verkehr regelte. 


7) Aus der Ferne sieht die Attrappe täuschend echt aus. Ich wurde bisher nur einmal von der Polizei kontrolliert und war überrascht von der lockeren freundlichen Stimmung der Beamten. 


8) Auf Rastplätzen finden sich oft solche Container. Es handelt sich hierbei um Gebetsräume für Muslime. 


9) Seit Anfang 2017 ist Wikipedia in der Türkei gesperrt. Wer dennoch die Seite aufrufen möchte, bekommt diese Mitteilung angezeigt.