Ich bin körperlich wieder fit und mittlerweile in Varanasi am Ganges angekommen. Die letzten Tage waren für mich dennoch eine Zumutung...
Wie üblich werde ich schon in den Morgenstunden von allen Seiten mit Zurufen begrüßt, was aber irgendwie gar nicht freundlich klingt. Ungefähr so müssen sich wohl Tiere im Zoo fühlen, wenn sie von einer Grundschulklasse lautstark beschallt und begafft werden.
Als mir dann an einem Morgen beim Einkaufen einer dieser Schaulustigen so nahe kommt, dass er mir mit seinem rostigen Fahrrad die Hose aufreißt, bekomme ich beinahe einen Wutanfall. Statt einer Entschuldigung erhalte ich nur einen leeren nichtssagenden Blick.
Als mir dann an einem Morgen beim Einkaufen einer dieser Schaulustigen so nahe kommt, dass er mir mit seinem rostigen Fahrrad die Hose aufreißt, bekomme ich beinahe einen Wutanfall. Statt einer Entschuldigung erhalte ich nur einen leeren nichtssagenden Blick.
Auf den Straßen ist es zudem nicht besser. Ich bin seit Nagpur größtenteils auf dem National Highway 7 unterwegs, welcher Indien von Nord nach Süd durchzieht. Im nördlichen Teil gleicht er aber mehr einer endlosen Baustelle und so kommt es ständig zu Spurwechseln.
Unweit der Stadt Katni treffe ich auf zwei radreisende Holländer, welche unterwegs nach Mumbai sind. Die beiden sind mindestens schon über 70 Jahre alt, aber noch körperlich wie geistig fit, was mich sehr beeindruckt. Unsere Begegnung ist leider nur kurz und wenig später fahre ich wieder einsam weiter durch dieses trostlose Land.
Auf den letzten 200 Kilometern bis Varanasi wird es noch einmal äußerst anspruchsvoll. Die Straßenbeschaffung ist dermaßen miserabel, dass ich aufgrund der gigantischen Schlaglöcher oft nicht viel schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren kann. An einem langgezogenen Berg nahe der Stadt Drummondganj kommt es sogar zum kilometerlangen Megastau, da die Lkw's in beide Richtungen gar nicht mehr vorwärts kommen und alles blockieren. Die ausgefahrene Straße ist dabei so staubig, dass ich am Abend wie mit Feinstaub gepudert aussehe. Mehr Sorgen mache ich mir aber um mein Fahrrad, welches unter den Schlaglöchern sehr leidet.
In der Stadt Varanasi komme ich am Morgen des ersten Januar 2018 an. Der Ganges hat die Metropole in einen dichten Schleier aus Nebel gehüllt und es ist bitterkalt. Im Hostel angekommen gönne ich mir dann die erste heiße Dusche seit Wochen. Am Nachmittag geht es in den nächsten Fahrradladen, weil ich die Kette nach fast 6.000 Kilometern wechseln muss und der Mantel am Hinterrad nach 3.500 Kilometern auch verschlissen ist. Als ich dann den Rückweg zum Hostel antreten möchte, brauche ich für den einen Kilometer fast drei Stunden, da sämtliche Straßen aufgrund des Neujahrfeiertages verstopft sind.
Und auch mit dem Stromnetz gibt es ungewöhnlich oft Probleme. Während in Indien hin und wieder mal die Lichter ausgehen, kommt es hier täglich zum Blackout. Natürlich auch gerade in dem Moment wo ich im Copyshop um die Ecke mein Flugticket von Nepal nach Myanmar ausdrucken lassen möchte. Eine Stunde später klappt es dann aber doch.
Neben allerlei Ärger mit kleineren organisatorischen Problemen nehme ich mir dennoch auch Zeit um die Ghats am Ganges zu erkunden. Die zum Wasser abfallenden Stufen und die zugehörigen Tempel sind bedeutende Orte für die rituelle Waschung der Hindus. Das wohl bekannteste Ghat ist das Manikarnika, wo von früh bis spät in die Nacht die hinduistischen Leichenverbrennungen auf dem Ganges stattfinden, welche die Toten von dem Zyklus der Wiedergeburt erlösen sollen.
Das niederländische Ehepaar ist auf dem Weg nach Mumbai. |
Hochofen zur Herstellung von Zement |
Waschbecken für Lkw-Fahrer oder Radreisende wie mich :) |
Die Straße vor der Stadt Drummondganj ist ein Desaster. |
Kuhfladen werden mit Stroh gefüllt und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Prima Brennmaterial. |
Der Ganges hüllt Varanasi und das Umland in dichten Nebel. |
Das Manikarnika Ghat in Varanasi. Am noch frühen Morgen werden die Feuerbestattungen vorbereitet. |
Verkehrschaos zum Neujahr 2018 in Varanasi
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