Sonntag, 17. September 2017

Global #26: Outtakes - Kuriositäten und Überraschungen im Iran

Im iranischen Alltag gibt es unzählige Kleinigkeiten, welche einem als Ausländer sofort auffallen, da sie vertraut, skurril oder ungewohnt wirken.
Besonders verstörend war es für uns jedes Mal, als wir mit dem Hitlergruß willkommen wurden. Viele Iraner glauben,  dass wir Deutsche Arier sind und deshalb mit den Iranern eng verbunden seien. Der Begriff "Arier", welcher aus dem alt-indischen stammt und übersetzt "Herr" oder "der Edle" bedeutet,  wurde jedoch von den Nazis sinnentfremdet. Die eigentlichen Arier sind ein Ur-Volk aus dem indisch-persischen Raum - heute Afghanistan, Iran, Indien und Pakistan. Somit sind unter anderem die Iraner die wahren Arier ;) Leider wissen das hier nur die wenigsten...
--> siehe auch: https://www.arte.tv/sites/de/das-arte-magazin/2014/04/04/die-wahren-arier/

Nachfolgend eine kleine Sammlung mit weiteren skurrilen Erlebnissen und Überraschungen im Iran:


1) Paintball scheint auch im Iran beliebt zu sein.


 2) Die Ampelkennzeichnung für Lebensmittel war auch mal für Deutschland im Gespräch.


3) Streetart ist im Iran eher die Ausnahme. Graffitis wie dieses sind dafür aber besonders auffällig. 


4) Statt Stacheldraht sind Mauern gelegentlich mit Metallschrott und Glasscherben gespickt. 


5) Lkw Reifen sind häufig abgenutzt und haben wenig oder kein Profil mehr. Pannen und Reifenwechsel sind somit nicht selten.


6) Diese Eisenbahnbrücke ist Radfahrer und Mopedcruiser lebensgefährlich ;)


7) Der Zamyad 2400 (Z24) wird nach dem Vorbild des "Nissan Junior" noch heute fast unverändert unter Lizenz im Iran produziert.


8) Name und Logo dieser iranischen Limonade erinnern ein wenig an einen bekannten amerikanischen Getränkehersteller.


9) Wasserspender wie diesen gibt es in jedem iranischen Dorf. Das Wasser ist so kalt, dass es bei der Hitze sogar leicht dampft.

Global #25: Über Abarkuh bis nach Shiraz

Auf unserer weiteren Reise fahren wir zunächst gute 50 Kilometer parallel zu den imposanten Sanddünen südlich der Stadt Varzaneh. Dabei machen wir einen kleinen Abstecher und besichtigen abends einen östlich gelegenen Salzsee, ehe wir unmittelbar vor den Dünen zelten.

Am nächsten Morgen geht es dann weiter über die Stadt Khara bis Esfandaran. Hier starten wir den bisher spannendsten Anschnitt. Die nächsten 120 Kilometer radeln wir bis zur Stadt Abarkuh durch atemberaubende sowie Einsame Wüstenlandschaften. Entsprechend gut sind wir vorbereitet und haben je knapp 10 Liter Wasser und ausreichend Lebensmittel im Gepäck. Auf der abgelegenen Straße verkehren nur sehr wenige Fahrzeuge und so haben wir das Gefühl, dass die Straße uns ganz alleine gehört.

In Abarkuh angekommen besichtigen wir die gut erhaltene historische Altstadt mit dem Aghazadeh Anwesen sowie ein Eishaus aus Lehm,  welches früher für die ganzjährige Lagerung von Eis genutzt wurde. Auf unserer weiteren Reise bis Shiraz müssen wir leider wieder öfters auf größeren Straßen fahren. Aber auf den wenigen Nebenstraßen ist die Natur dafür umso schöner. In einem kleinen Tal entdecken wir sogar eine gewaltige Windrose, welche beeindruckend über ein Feld saust.

Salzsee südlich von Varzaneh 

Morgenröte in der Wüste 

Ortschaft Malvajerd

Abschnitt zwischen Esfandaran und Abarkuh 

Die Landschaft wirkt endlos 

Eishaus in Abarkuh 

Aghazadeh Anwesen in Abarkuh 

So eine gewaltige Windrose ist eher die Ausnahme 

Montag, 11. September 2017

Global #24: Wüste, Sand und Berge - von Teheran bis Varzaneh

Nach der erholsamen Pause in Teheran verlassen wir die Hauptstadt südwärts und radeln zunächst nach Qom. Die Straße ist stark befahren, sodass wir wieder ordentlich Abgase inhalieren. Da wir von Großstädten erstmal genug haben wollen wir uns statt der Millionenstadt Qom lieber Kashan im Süden anschauen. In der Mittagshitze nehmen wir uns reichlich Zeit und besuchen das Tabatabaei Haus, welches 1834 von einem wohlhabenden Teppichhändler erbaut wurde. Die 40 Räume, 4 Innenhöfe, Keller, Windtürme (historische Klimaanlage ;) und eine unterirdische Kanalisation spiegeln die hohe iranische Baukunst der damaligen Zeit wider.

Auf unsere weiteren Reise geht es durch endlose Wüstenlandschaften und über abgelegene Gebirgszüge bis nach Varzaneh. Als besondere Sehenswürdigkeit hat der Ort einen imposanten Taubenschlag, welcher aufwendig aus unzähligen Lehmziegeln errichtet wurde und aufgrund der beeindruckenden Innenarchitektur einen Besuch wert ist. Am heutigen Abend fahren wir dann noch zu den nur 10km entfernten Sanddünen und erleben mit der untergehenden Sonne ein atemberaubendes Schauspiel in der Wüste.

Der Verkehr zwischen Teheran und Qom zermürbt uns regelrecht 

Straße Richtung Qom 

Historische Wandzeichnungen im Tabatabaei Haus in Kashan 

Aufwendige Spiegelverzierungen im Tabatabaei 

Innenhof des Tabatabaei

Einige Meter abseits der Straße zelten wir mitten im Sand

Der Weg wirkte äußerst abenteuerlich - wir bleiben aber stattdessen auf der Straße 

Abendlicher Zeltplatz mitten in der Wüste 

Immer wieder passieren wir Überreste aufgegebener Siedlungen 

Ein weiterer verlassener Lehmbau 

Vollverschleierung gegen die Hitze 

Alter Basar in Harand 

Taubenschlag in Varzaneh 

Die Mauern sind aus Lehm errichtet 

Innenarchitektur des Taubenschlags

Sanddünen südlich von Varzaneh 

Der Blick in die Wüste ist endlos 

Selbst das Panorama kann das Erlebnis nicht annähernd widergeben

Dienstag, 5. September 2017

Global #23: Sightseeing in Teheran

Mit gut 14 Millionen Einwohnern ist Teheran gemessen an der Bevölkerung etwa viermal so groß wie Berlin. Die Stadt platzt spürbar aus allen Nähten und auf den Straßen herrscht rund um die Uhr Chaos. Wenn man lediglich die Straßenseite wechseln möchte gleicht dies jedesmal einem kleinen Abenteuer und Ampeln sowie Zebrastreifen haben hier schlicht keine Gültigkeit.

Während Nico am Montag zur deutschen Botschaft geht, um seine Bundestagswahl zu tätigen muss ich leider passen. Zwar habe ich mir die Unterlagen nach Teheran senden lassen, jedoch die Eintragung ins Wahlverzeichnis für im Ausland lebende Deutsche versäumt. Dies wäre notwendig gewesen,  da ich gegenwärtig keinen Wohnsitz mehr in Deutschland habe.

Also gehe ich stattdessen den Golestanpalast besuchen, dem einstigen Regierungssitz der persischen Monarchen. Besonders beeindruckend sind die prunkvollen Räumlichkeiten wie z.B. der Talar-e Salam oder der Talar-e Aineh,  welche mit tausenden Spiegelfragmenten verziert sind. Leider ist es strikt untersagt zu Fotografieren oder Filmen und an jeder Ecke stehen Museumswärter, die penibel auf die Einhaltung achten. Ebenfalls sehenswert ist das Shams-ol-Emareh. Der Gebäudekomplex ist ein weiterer Bestandteil des Golestanpalastes und ist eine Mischung aus persischer und europäischer Architektur.

Zur Mittagsstunde schlendere ich noch eine kurze Runde durch den Großen Basar von Teheran. Die verwinkelten Gassen und Korridore haben eine Wegstrecke von gut 10km und schnell verliert man die Orientierung. Ein paar hundert Meter weiter besichtige anschließend die Imam Chomeini Moschee, ehe ich am frühen Nachmittag ins Hostel zurückkehre, um ein bisschen Entspannung zu finden.

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Teheran besuche ich gemeinsam mit Nico die ehemalige Botschaft der USA. Nachdem 1979 die Botschaft von iranischen Studenten gestürmt wurde und es zu einer 444 Tage langen Geiselnahme der Mitarbeiter kam, brachen die Vereinigten Staaten ihre diplomatischen Beziehungen zum Iran ab. In dem heutigen Museum werden die Hintergründe der amerikanisch-iranischen Spannungen erklärt und im Wesentlichen ging es damals um Spionage-Aktivitäten und der Manipulation des iranischen Staatssystems.

Im wohlhabenden Norden Irans befindet sich die Tabiat Brücke, welche wir anschließend besichtigen. Das 270m lange Bauwerk wurde 2004 fertiggestellt und ist ausschließlich für Fußgänger zugänglich. Auf der Brücke hat man einen beeindruckenden Blick auf die Hauptstadt und das nördlich gelegene Elburs-Gebirge, während direkt unter einem der Taleghani Park und die Schnellstraße verlaufen.


Golestanpalast 

Shams-ol-Emareh 

Imam Chomeini Moschee 

Einkaufsstraße im Zentrum 
 
Mauer der ehemaligen US-Botschaft 

Satanistische Darstellung der amerikanischen Freiheitsstatue 
Und auch in der Botschaft werden die USA als Kriegstreiber und Imperialisten dargestellt 

Spionagetechnik der einstigen US Botschaft 

Gebäude der US Botschaft mit einer iranischen Kunstinterpretation des Dollars 

Iranische Interpretation der US Flagge 

Tabiat Brücke im Norden Teherans 

Auf der Brücke hat man eine beeindruckende Sicht auf Teheran 

Sonntag, 3. September 2017

Global #22: Endspurt nach Teheran

Auf unserer Reise zwischen den Städten Zanjan und Qazvin treffen wir am Vormittag auf den Iraner Hassan, welcher uns sportlich mit seinem Mountainbike überholt. Nach anfänglichem Smalltalk greift er spontan zum Telefon und ruft seinen deutschen Freund an. Keine 15 Minuten später überholt uns ein alter grauer Renault und der Fahrer stellt sich als Malek vor. Er spricht fließend deutsch und erzählt,  dass er Iraner ist und seit über 20 Jahren in Düsseldorf lebt. Obwohl wir wenig Zeit haben nehmen wir seine Einladung dankend an und trinken eine halbe Stunde später gemeinsam Tee in einem kleinen Lokal.

Am folgenden Morgen wollen wir weiter über Qazvin Richtung Teheran radeln. Nach dem Frühstück stellt Nico jedoch fest,  dass er seine Mütze irgendwo verloren hat. Wir fahren den Feldweg zum Zeltplatz noch mehrmals ab, können sie aber nicht mehr finden. Und ohne Sonnenschutz können wir die Fahrt unmöglich fortsetzen,  da bereits ab 10 Uhr morgens die Sonne brutal knallt. Also fahren wir erstmal ins 5km entfernte Qazvin und versuchen krampfhaft eine Mütze zu kaufen. Wir fragen uns bei unzähligen Iranern durch und finden nach gefühlt zwei Stunden endlich einen ganzen Straßenzug mit verschiedenartigsten Kopfbekleidungen.

Somit kann die Reise weiter gehen und über Nazarabad fahren wir noch bis kurz vor Karaj, wo wir abends einen Zeltplatz auf einer Obstplantage finden. Obwohl wir recht versteckt campen werden wir wieder von zwei Bauern entdeckt, wodurch wir auch an diesem Abend wieder Gesellschaft haben.

Heute quälten wir uns noch durch den dichten  Verkehr über Karaj bis ins Zentrum Teherans und verweilen die nächsten drei Tage in der Hauptstadt.

Malek (rechts) und Hassan (links)  laden uns zum Teetrinken ein

Plantage mit Pistazien nahe Qazvin 

Blechwerkstatt in Qazvin

Der Verkehr vor Teheran ist die Hölle 

Azadi Turm in Teheran 

Bazar in Teheran 

Blick von  unserem Hostel