Myanmar ist seit langem das schönste Reiseland auf meiner Route. Die Landschaft bietet Abwechslung und reicht von weiten Steppen über dichte Regenwälder bis hin zu malerischen Mittelgebirgszügen. Als i-Tüpfelchen sind dann natürlich noch die Menschen, welche einen fast immer mit einem warmen Lächeln empfangen. Myanmar wäre also der Traum eines jeden Reiseradlers... wenn da nicht immer diese unnötigen Passkontrollen wären und das Versteckspiel beim nächtlichen Zelten.
Fast täglich werde ich nun von der Polizei angehalten oder muss meinen Reisepass bei einem "Immigration-Checkpoint" vorlegen. Vielleicht ist dies der Nähe zum Rakhaing Staat geschuldet, dass die Behörden hier so sensibel auf Ausländer reagieren. Denn auf meinem Weg nach Bagan fahre ich durch die angrenzende Magwe-Region und nur wenige Kilometer Luftlinie trennen mich von dem Krisengebiet. Die seit Jahren anhaltende Unterdrückung und Verfolgung der dort lebenden Rohingya-Ethnie schlug ja erst kürzlich hohe Wellen auf internationaler Ebene.
Eine besonders skurille Polizeikontrolle ereignet sich zwischen den Kleinstädten Mindon und Datkon. Mitten auf der verlassenen Landstraße winken mich schon von Weitem zwei Beamte heran, als ob sie auf mich gewartet hätten. Nach einer immerhin freundlichen Begrüßung wird eine gute Viertelstunde mein Pass studiert sowie fotografiert und nebenbei hektisch telefoniert. Als ich meine Fahrt fortsetzen darf, werde ich unerwartet von den Beiden auf dem Moped eskortiert. Nach einer Stunde Fahrt lege ich meine Mittagspause ein und natürlich leisten mir die Herren dabei Gesellschaft. Dabei wollen sie nochmal meinen Pass sehen, woraufhin wieder viel telefoniert wird - vermutlich mit den Vorgesetzten.
Sogar zur Toilette werde ich begleitet und bevor ich meine Reise fortsetzen darf wird noch ein privates Foto von mir samt Reiserad geknipst. Dann geht es mit Polizei-Eskorte weiter. Aufgrund mangelnder Englischkenntnisse kann mir leider niemand sagen was das soll. Nach gut zehn Kilometern mache ich einen kurzen Stopp an einem Obststand um mir eine Wassermelone und Mandarinen zu kaufen. Meine Begleiter halten ebenso und trotz der freundlichen Atmosphäre bekomme ich langsam Sorgen. Umso erstaunter bin ich als sie sich plötzlich verabschieden und ich tatsächlich meine Fahrt ungestört fortsetzen kann.
|
Melonen sind die beste Erfrischung beim Radfahren. |
|
Entweder muss ich meinen Pass an einem Immigration Checkpoint vorlegen oder werde in der Mittagspause kontrolliert (siehe Polizist im Hintergrund). |
|
Ein kleinerer Tempel im Westen Myanmars. |
|
Nach einem langen Tag sieht man mir die Strapazen an :) |
|
Dafür werde ich dann am Morgen mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt. |
|
Leider konnte ich nicht erfahren was hier so bunt und schrill gefeiert wurde. |
|
Erdölförderung entlang der Ufer des Irrywaddy Flusses. |
In Bagan komme ich am 31. Januar 2018 an und nehme mir nach einer Woche Radreise erstmal ein Hostel, gehe gut Essen und gönne mir ein burmesisches Bier, bei welchem übrigens für das Malz Reis verwendet wird und das erstaunlich gut schmeckt.
Die alte Königsstadt Bagan bildete einst das erste vereinte Reich im heutigen Birma und hatte seine goldene Zeit im 11.-12. Jahrhundert. Von den ehemals 6.000 Pagoden sind heute noch etwa 2.000 auf einer Fläche von gut 36 Quadratmetern erhalten. Nach einer erholsamen Nacht im Hostel mache ich mich am frühen Nachmittag auf um das Areal zu erkunden. Einen besonders spektakulären Blick soll man von der Shwesandaw Pagode haben, was sich jedoch auch unlängst bei vielen Touristen herumgesprochen hat. Diese wird jedoch gegenwärtig saniert und ist somit gesperrt. Für mein Programm suche ich mir im Internet ein paar umliegende kleinere Tempel aus, wie den "Law Ka Ou Shaung", den "Myauk Guni" und den "Bulethi", von denen man jeweils eine phantastische Sicht über die Landschaft haben soll. Doch dort angekommen lese ich jedes Mal rote Hinweisschilder, welche das Besteigen strikt untersagen und die Treppen und Aufgänge im Inneren sind auch verschlossen. Erst später erfahre ich, dass seit Ende 2017 das willkürliche Klettern und der Zugang zu den meisten Pagoden eingeschränkt wurde, da die historische Substanz erheblich unter den zunehmenden Touristenansturm leidet. Somit begnüge ich mich mit einer Rundfahrt und besichtige die Tempel von außen.
Am folgenden Morgen stehe ich zeitig vor Sonnenaufgang auf und fange noch atemberaubende Szenen mit meiner Kamera ein.
|
Dhamma Ya Zi Ka Pagode |
|
Viele Tempelanlagen werden restauriert und sind somit vorübergehend nicht zugänglich. |
Schöner Blog, leider bin ich jetzt schon am vorzeitigen Ende mit dem Lesen
AntwortenLöschenViel Spaß weiter, würde auch gerne so eine Kondition haben
Hallo, das freut mich :) Die Kondition ist gar nicht so wichtig bzw. baut man die mit der Zeit schon auf.
AntwortenLöschenBis ca. Juli 2018 bin ich noch auf Radreise und bis dahin schreibe ich weiterhin regelmäßig berichte. Viel Spaß beim Lesen.
GVG Michael